Atmendes Bewegen – bewegtes Atmen
«Es atmet der Mensch – nicht nur das Zwerchfell, nicht nur die Lunge, nicht der Bauch. Es atmet der Mensch.»
Karlfried Graf Dürckheim, Philosoph und Atemtherapeut
Wir gehen spazieren, nehmen das Velo zum Einkaufen, hören dem Zwitschern und Singen der Vögel zu, erfreuen uns nach der Fitness oder der Gartenarbeit an unserer Kraft und an dem was wir getan haben.
Mühelos und ohne überlegen zu müssen gehen von einer Sache zur nächsten; wir lassen uns leiten von unseren Bedürfnissen.
Ich setze mich hin um auszuruhen, höre vielleicht Musik – und bei all dem begleitet mich mein Atmen.
In der Feldenkrais-Stunde lege ich mich auf die Matte, komme zur Ruhe und zu mir und höre meinem Atmen zu. Es geschieht von allein.
Auch wenn wir schlafen hört das Einatmen und das Ausatmen nicht auf. Wir können uns darauf verlassen und tun das auch.
Und sobald wir beim Sprechen oder beim Singen mit anderen Menschen in den Austausch kommen, wird unser Ausatmen zu Klang, unser Einatmen zur erneuten Nahrung für den nächsten Klang; das Stille-Sein dazwischen dient der Erholung unseres Geistes.
Bei alldem, dem aktiven Tun und bei unserem Still-Sein ist der Atem unser Begleiter wie ein steter schnurrender Motor.
Der Fluss des Atems verbindet sich mit dem Fluss der Bewegung. Wir fühlen uns in Harmonie, sobald sich die beiden Kräfte einig sind, sich gegenseitig stimmig befruchten.
Idealerweise greifen wir nicht in willentlich in unser Atmen ein, so wie wir den Ablauf unserer Bewegung nicht in eine bestimmte Form zwingen.
Den Fluss von beidem – vom Atmen als auch vom Bewegen – können wir beobachtend begleiten. Wir können verändern und das das eine dem andern anpassen. Stimmig werden lassen.
Wir erleben, wie unser Bewegen sich verbessert, sobald wir dieses mit dem Atmen begleiten. Der Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxids belebt die Muskeln.
Das Bewegen wird erfüllter, reicher, vertieft sich.
Das Beobachten der Atembewegung lässt uns Atemräume erfühlen, wir tauchen ein in den Rhythmus des Atmens.
Die Atemlehrerin, Ilse Middendorf formuliert es so:
«Atem ist eine verbindende Kraft. Sie schafft im Leiblichen Ausgleich und Gleichgewicht und hilft uns, die Eindrücke von innen und aussen wandelbar zu machen. Sie verbindet den Menschen mit der Aussenwelt und das Aussen mit seiner Innenwelt. Atem ist Urbewegung und damit unmittelbar Leben.»
In der Praxis einer Feldenkrais-Stunde gehen wir diesem Atem-Bewegen-Zusammenspiel nach, erfahren dabei wie sich Harmonie, Erholung und Wohlbefinden einstellen.