Oktober/November 2024

Entspannte Rückenkraft


«Gib deinem Rücken Flügel – und befreie dich von Schmerzen!»

anonym

 

Und ich füge dem bei: «Bei den Flügeln beginnt die Freiheit und Leichtigkeit im Rücken!»

 

Da entsteht doch dieses Gefühl von Unbeschwertheit, wenn wir uns mit weit gebreiteten Armen bewegen. Luft umspielt unsere Hände und Arme; beflügelt lassen wir uns in alle Richtungen tragen, drehen uns beglückt um die eigene Achse. Auf unserem Gesicht erscheint ein glückliches Lächeln, unsere Seele wird froh.

Das passiert sogar in der Vorstellung!

 

Diese Bewegung gekoppelt an das Gefühl schweben zu können ist es, die unseren Rücken befreit!

Die Vorstellung von Flügeln kann die Motivation dafür sein.

 

Ich möchte dazu etwas weiter ausholen. Die gedanklichen Grundlagen hole ich mir aus der «Bauweise» unseres menschlichen Skeletts.

 

Das Drehen ist im Oberkörper, ist in den Brustwirbeln mehr möglich als in den Lendenwirbeln und so im unteren Rücken. Der untere Rücken ist das Zentrum unserer Kraft und Stabilität. Dort empfinden wir unsere Mitte.

Die Beine finden über die Hüftgelenke den Eingang zum Becken; dort sind unsere starken Muskeln, die an den grossen Lendenwirbelkörpern andocken. Nach oben hin wird der ganze Skelett-Bau mit den Brustwirbelkörpern und den Rippen feingliedriger. Dort sind feinere Bewegungen möglich, die uns mit unserer Umgebung verbinden. Noch feiner wird unser «Bau» weiter nach oben bis zu den Halswirbelkörpern, die den Kopf tragen, uns Umsicht schenken.

Die Brustwirbelkörper haben die Eigenschaft des Drehens in alle Richtungen; des Beugens, Streckens, Neigens und des Rotierens.

Verlernen wir das Drehen in den Rippen, verlagert sich diese Fähigkeiten in die Lendenwirbelsäule, wo weniger Drehung möglich ist – und das ist ein Grund für Überlastung; dadurch handeln wir uns Rückenschmerzen ein.

Und kann sich der Beckengürtel und der Schultergürtel nicht koordiniert bewegen, rebelliert der Rücken – sei es im unteren oder im oberen Bereich!

 

Der Feldenkrais-Lehrer Roger Russell sagt es in seinem sehr lesenswerten Buch «Dem Schmerz den Rücken kehren» so:

«Unseren aufrechten Gang, den wir von unseren afrikanischen Vorfahren geerbt haben, verdanken wir der Drehbewegungsfähigkeit unserer Wirbelsäule. Bei aufrechter Haltung gehört das Drehen auch zu den häufigsten Bewegungen, die wir machen. Wir drehen uns beim Gehen und beim Laufen. Wir drehen uns, um zu schauen, um zuzuhören und mit jemandem zu reden. Wir drehen uns, um etwas zu greifen. Dieses ursprüngliche Bewegungsmuster der menschlichen Wirbelsäule, das Drehen um unsere Bewegungsachse, ist die Grundlage für unser Bewegungsleben.»

 

 

Verfolgen wir also diese Spur und probieren es aus im «Feldenkrais-Labor!»

 

Unser Körper wird es uns danken mit einer freieren Atmung, mit leichteren und kräftigeren Armen, mit einem schmerzfreien Rücken und einem leichtfüssigen Gang.