«Das Sehen führt, der Körper folgt»
Peter Grunwald, Augenforscher und Augentherapeut
Die Augen lenken unsere Schritte im Kontakt zu unseren Füssen.
Sie lassen uns in die Weite blicken, entlocken unserem Gefühl ein staunendes Oh …! und unser Brustkorb weitet sich.
Augen begleiten die Hände beim Spielen eines Instruments, beim Verrichten unserer Arbeit in Haus oder Garten, bei unserer beruflichen Tätigkeit mit den entsprechenden Werkzeugen.
Sie führen uns entlang der Zeilen, wenn wir lesen und entfachen Bilder und Vorstellungen zum geschriebenen Wort. Sie begleiten lesend am Bildschirm unser Schreiben mit den tippenden Fingern.
Verzieht sich unser Mund zu einem Lächeln, glänzen die Augen verschmitzt in ihren Winkeln.
Die Augen begleiten unser Atmen und sind in beträchtlichem Ausmass am Kontakt mit unseren Mitmenschen beteiligt.
Kommen wir an einem uns fremden Bahnhof an, schauen wir herum, orientieren uns durch Anzeigetafeln, die uns dann an den gewünschten Ort führen.
Die Augen, so klein und kugelig sie sind, bedeuten unsere wichtigsten «Fenster» nach draussen und von aussen in uns hinein. Sie sind verbunden mit unserem Gehirn im entsprechenden Areal im Hinterkopf. Dieses Areal seinerseits leitet seine Eindrücke weiter über den Nacken, die Schultern, die Wirbelkette durch den ganzen Körper bis zu unseren Füssen.
Peter Grunwald sagt es in seinem Buch «Eyebody» so:
«Das Sehsystem enthält eine übergeordnete Steuerung, die uns als gesamte Person leitet, auch in unserem Kontakt zu der äusseren Umwelt: zu den Menschen, mit denen wir zu tun haben, zu den Situationen, in denen wir uns befinden, und zu den Entscheidungen, die wir treffen. (...) Kein anderer Sinn und kein anderes System sind so umfassend und durch alle Ebenen des Gehirns hindurch so verzweigt, wie das Sehen.»
Beim Spiel auf unserem «Körper-Instrument», wo wir daran interessiert sind, alles mit allem zu verbinden, findet unser Sehvermögen Verbindung mit dem übrigen Körper.
Wir tun gut daran, diesem Wechselspiel Aufmerksamkeit zu schenken, es zu pflegen, aus welcher Perspektive auch immer.
Mai/Juni 2025