Der nachfolgende Blog war schon geschrieben als die Weltlage sich schlagartig ändert.
Die Kriegsbilder aus der Ukraine lassen unsere Herzen erstarren, Hilflosigkeit macht sich breit.
Aber wir brauchen unsere Ressourcen, um aus der Starre herauszufinden. Wir sollen Wege finden wie wir uns selbst und anderen helfen können. Wir sollen das Mittel finden, wie wir unsere Energie
einsetzen und dafür müssen wir die Enge der Angst verlassen können.
Aus diesem Grund möchte ich die folgenden Zeilen stehenlassen.
Mit Umkehrbarkeit zum Flowgefühl
Da gibt es Tage, wo alles läuft wie geschmiert! Nichts erscheint als ein Zuviel, alles passiert mit Leichtigkeit. Ich bin versunken in meine Tätigkeit und behalte doch gleichzeitig den Überblick.
Fliessend und mit Leichtigkeit geht eines ins nächste – ich bin im «Flow».
Und dann gibt es Tage, wo mich alles und jedes aus meiner Konzentration wirft; mein Tun ist mühsam, vielleicht langweilig. Der Tag geht ohne grosse Befriedigung zu Ende und leise oder lauter sagt
meine Stimme «das war ein Tag zum Abhaken».
Gerade in der momentan schwierigen Zeit ist es wichtig, die Inspiration zu finden, die mich in das «Flowgefühl» bringt, wo ich mein Tun geniessen kann und mich wohlfühle in meinem
Wirkungskreis.
Dazu eine kleine Anekdote (erzählt von Gregor Delvaux de Fenffe):
«Friedrich Schiller liebte Äpfel. Das ist an sich nichts Besonderes, denn schmackhafte Äpfel sind ja etwas Feines. Aber Schiller ass die Äpfel nicht, er
liess sie einfach verfaulen. Modrig gewordene Äpfel lagen überall in seiner Schreibstube herum und seine Schubladen waren voll davon.
Der Dichter ergötzte sich an dem Geruch, den das faule Obst verströmte, er nutzte die riechenden Äpfel als Quelle
seiner Inspiration.»
Der Geruch von faulen Äpfeln hat ihn bewegt einzutauchen, sich dem Schreiben hinzugeben.
Offenbar bewegt uns etwas, Dinge mit Leichtigkeit zu tun und sie gelingen zu lassen. Danach zu suchen ist meistens erfolglos, sich dabei anzustrengen nützt nichts.
«Ich suche nicht, ich finde» hat Picasso gesagt.
Wie lernen wir also den Ort kennen wo wir umkehren, den Moment zu finden, wo uns die Not wendig macht?
Die Situation der Not bietet den Schlüssel zum Eintauchen in den Flow. Die Einsicht etwas verändern zu können ist die Gelegenheit aus der Starrheit herauszufinden. Mittels der eigenen Bewegung
erleben wir den Moment kennen wo es nötig ist zu wenden. Wir spüren physisch die Unmöglichkeit, in der gewohnten Weise weiterzugehen. Hier ist der Ort wo wir uns umorganisieren müssen, wenn wir
denn herauswollen aus der Bedrängnis.
So machen wir und mit all unseren Sinnen auf den Weg der Bewegung, einzig mit der Erwartung den Ort des Wendens zu finden.
Eine wichtige Voraussetzung dafür ist das Vermögen, die Richtung in jedem Moment ändern zu können; in den Zustand zu kommen, der einem «Perpetuum mobile» gleicht. Ein kleiner Windstoss genügt,
aus der Isolation heraus in Bewegung zu kommen. Zu spüren, wann es stimmt, die Richtung zu ändern und zu erspüren, was denn beim Zurückgehen zu finden ist.
Es zu wagen, sich der eignen Bewegung hinzugeben und den Moment des Umkehrens zu erwischen, sich dem eigenen Tun, den auftauchenden Empfindungen und des Spürens hinzugeben; «gewunderig» danach
was kommen wird.
Und dies mit der Absicht, es für meinen weiteren Prozess zu verwenden.
Das Versunkensein ins eigene Tun mit dem Vertrauen, etwas Wichtiges zu finden, vielleicht etwas Bekanntes wieder zu entdecken oder etwas Neues zu finden, passiert aus der ursprünglichen
Inspiration.
In den Feldenkrais-Lektionen haben wir die Möglichkeit dazu. Hier bekommen wir Ideen, uns auf den Weg zu machen; jede und jeder auf seine eigene Art und Weise. Wir lernen zu finden, was unseren
eigenen Prozess fördert.
Und das was beim Tun einen Namen bekommt ist der Schlüssel dafür, später erneut dahin zu gelangen.
Bei Schiller waren es offenbar die faulen Äpfel.
Finden wir unsere eigenen Bilder, Wörter – manchmal vorerst – unbenennbare Gefühle, um die Inspiration zu finden und in unseren Flow zu kommen, ihn damit jederzeit herbeirufen zu können wie
Aladdin, wenn er mit seiner Wunderlampe den hilfreichen Geist herbeigerufen hat … was hat ihn wohl dazu gebracht, an der Lampe zu reiben? Inspiration in der grössten Not!